Schmuckbild

Wie löst man das Problem mit dem Fachkräftemangel, Herr Zisler?

Die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften und Auszubildenden gestaltet sich zunehmend schwierig und bestimmt seit einiger Zeit die Entwicklung in vielen Branchen. Wir haben mit Stefan Zisler gesprochen, Gründer und Geschäftsführer der Zimmerei Zisler in Waldmünchen und gefragt, was es braucht, um diese Herausforderung zu meistern.

Stefan Zisler hat sich 2011 mit seiner Zimmerei in einer strukturschwachen Region im bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz selbstständig gemacht. Durch den Boom der Baubranche in den letzten Jahren konnte das Unternehmen stark wachsen und wurde in kürzester Zeit zu einem der modernsten Betriebe in der Region. Eine unermüdliche Leidenschaft für den Handwerksberuf, die klare und vorausschauende Unternehmensstruktur sowie eine Portion Glück taten ihr Übriges, um die Zimmerei zum Erfolg zu führen. Trotzdem sieht auch er sich mit einer gewissen Unsicherheit konfrontiert: Denn um eine positive Entwicklung auch in Zukunft beibehalten zu können, braucht es einen konstanten Zulauf neuer Mitarbeiter.

Der Fachkräftemangel hindert immer mehr Unternehmen in Deutschland an ihrer täglichen Geschäftstätigkeit. Vor allem ländliche Gebiete sind davon betroffen: Verstärkte Abwanderung jüngerer Generationen und der demografische Wandel sind in strukturschwachen Regionen besonders spürbar und gefährden zunehmend traditionelle Ausbildungsberufe.

Werte im Handwerk vermitteln 

Stefan Zisler macht vor allem die Suche nach Nachwuchs zu schaffen: „Generell ist eine ganz schlechte Entwicklung zu spüren: Völlig egal in welcher Berufssparte – es ist sehr schwer, Auszubildende zu finden.” Viele Unternehmen stellen aufgrund mangelnder Aufträge und aus Kostengründen wenig bis keine Lehrlinge mehr ein – dabei ist eine gute Ausbildung unerlässlich, kann sie doch ganze Berufssparten sichern. Seine Zimmerei ist der größte Ausbildungsbetrieb in der Region und zählt derzeit neben 47 Mitarbeitenden 10 Auszubildende zum Team.

 

„Gute Mitarbeiter sind einfach der wichtigste Faktor für Erfolg.”

Die Familie Zisler nimmt hier eine Vorreiterrolle ein und weiß, wie man den Handwerkssektor für die junge Generation attraktiv macht: Mit einer spürbaren Liebe zum Beruf. „Wir geben bereits Schülern die Möglichkeit, bei uns ein Praktikum zu absolvieren. Dabei ist uns vor allem wichtig, die Freude am Handwerk beziehungsweise zum Holzbau zu vermitteln.” Man lehrt interessierten jungen Leuten den Handwerksberuf von der Pike auf und verbindet Tradition mit einem zukunftsweisenden Blick auf die Branche und ihre Entwicklung. Damit ist bereits ein sehr wichtiger Schritt getan, denn die Praktikanten bleiben oft für ihre Ausbildung und auch darüber hinaus im Unternehmen. 

„Gute Mitarbeiter sind einfach der wichtigste Faktor für Erfolg. Solche zu finden, geht natürlich auch nicht ohne ein wenig Glück.” Dass das aber natürlich nicht alles ist, merkt man besonders dann, wenn man mit Stefan Zisler über das Arbeitsklima im Unternehmen spricht – eine positive Unternehmenskultur, faires Miteinander und gegenseitiger Respekt haben hier oberste Priorität.

„Regionale Verankerung ist mir ein großes Anliegen.”

Eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeitergewinnung spielt daneben auch die Unternehmensvision. Deswegen geht die Familie Zisler schon lange den Weg einer nachhaltig gestalteten Zukunft: Ressourcenschonende Materialien, modernste Anlagen, Stromproduktion auf dem eigenen Dach, ein Fuhrpark mit E-Antrieb und Digitalisierung – Kriterien, auf die bei der Berufs- und Arbeitgeberwahl verstärkt geachtet wird.

Das Zusammenspiel von Region und Betrieb

Vielerorts treten Unternehmen und Regionen als eingeschworenes Team auf. Sowohl Gemeinden als auch Betriebe erkennen, dass man durch eine gute Zusammenarbeit etwas bewegen und so die Abwärtsspirale von Abwanderungsprozess und Attraktivitätsverlust einzelner Gebiete teilweise aufhalten kann. Die Zimmerei Zisler profitiert von einem sehr starken Unterstützungsnetzwerk innerhalb der Gemeinde. „Regionale Verankerung ist mir ein großes Anliegen. Ohne Engagement und Hilfe aus der näheren Umgebung geht nichts”, weiß Stefan Zisler. Er ist in der lokalen Politik sowie im örtlichen Vereinswesen aktiv. Umgekehrt bietet die Familie Zisler Arbeitsplätze quasi vor der Haustür und genießt einen exzellenten Ruf, der ihnen vorauseilt: Die meisten Mitarbeiter kommen aus der Region und werben auch selbst neue Kollegen an. Das Problem mit dem Fachkräftemangel ist also keines, das man alleine bewältigen muss – wie so vieles geht es leichter, wenn man sich der Herausforderung gemeinsam stellt.

© Zimmerei Holzbau Zisler
© Zimmerei Holzbau Zisler
© Zimmerei Holzbau Zisler
© Zimmerei Holzbau Zisler
© Zimmerei Holzbau Zisler