Das Gründungsteam von Primoza

Orlando Zaddach und Manuela Baron aus dem Gründungsteam von Primoza.

Primoza: Mit nachhaltigen Produkten nachhaltig wachsen

Wie kann man kreative Produkte mit dem Sinn fürs Grüne verbinden? Das zeigt das Nürnberger Start-up Primoza mit seinem Wachsenden Kalender. Das junge Team vermittelt Menschen mit kreativen Saatgut-Produkten Spaß an Pflanzen und ihrem Wachstum. Dabei setzt das Start-up auf konsistente Bio-Qualität sowie Nachhaltigkeit – und unkonventionelle Vertriebswege. In unserem Interview spricht Orlando Zaddach, einer der Gründer von Primoza, über den Schritt in die Selbstständigkeit, die Hindernisse auf diesem Weg und die Bedeutung des 5-Euro-Business Wettbewerbs für ihr Projekt.

Orlando, mit Primoza möchtet ihr Menschen den Spaß an Natur und Umwelt zurückbringen. Wie genau macht ihr das? 

Wir haben da verschiedene Ansätze. Grundsätzlich wollen wir zeigen, wie niedrigschwellig es sein kann, etwas zu pflanzen. Heutzutage haben viele Menschen das Gefühl, nicht genug Fähigkeit oder Wissen zu haben, um Pflanzen selbst anzuziehen. Als wir mit Primoza angefangen haben, waren wir auch keine erfahrenen Gärtner oder Pflanzenexperten. Als Gründer sind wir selbst erst über die Entwicklung des Produkts in diese Welt eingestiegen. Primoza und der Wachsende Kalender sind im Rahmen eines studentischen Wettbewerbs entstanden. Wir wollen mit kreativen Produkten Lust darauf machen, sich mit wachsenden Dingen zu beschäftigen. Denn Spaß macht so ein Produkt vor allem, wenn es einen neuen, unkonventionellen Zugang zum Thema bietet.

„Der Schritt in die Selbstständigkeit war nur logisch.“

Du hast gerade angesprochen, dass euch die Idee zum Wachsenden Kalender während des Studiums kam. Wann habt ihr euch für den Schritt in die Selbstständigkeit entschieden?

Vor unserer gemeinsamen Gründung waren Manu, Tobi und ich am Ende unseres Studiums angekommen. Für uns war schon länger klar: Wir möchten gründen. Die Teilnahme am 5-Euro-Business Wettbewerb an der FAU Erlangen-Nürnberg war für uns deshalb der beste Nährboden überhaupt. Wir waren gefordert, ein Team zu bilden und eine Idee so konsistent zu entwickeln, dass man sie auch verkaufen kann. So entstand der Wachsende Kalender. Unsere Idee hatte offenbar den richtigen Nerv getroffen. In wenigen Tagen waren unsere Kalender restlos ausverkauft! Wir waren gründungsaffin, hatten eine innovative Produktidee und ein kleines Team, in dem wir sehr gut arbeiten konnten. Der Schritt in die Selbstständigkeit war dann nur logisch. 

Inwiefern hat der 5-Euro-Business Wettbewerb zu diesem Schritt beigetragen?

Dieser Wettbewerb läuft an vielen Hochschulen Bayerns und hat immer den gleichen Rahmen: Man bekommt ein symbolisches Startkapital von fünf Euro und ein Semester Zeit, um ein Produkt zu entwickeln und es anschließend zu verkaufen. Es gibt eine Reihe von Seminaren und Workshops, die das Basiswissen dafür vermitteln. Natürlich soll der Ansporn nicht der spätere Umsatz sein, sondern vor allem die Lernerfahrung für eine zukünftige Gründung. Wir haben allerdings zusätzlich unser eigenes Geld in das Projekt gesteckt, weil wir sehen wollten, ob unsere Idee auf dem Markt tatsächlich zukunftsfähig ist. Und das hat funktioniert, denn am Ende konnten wir aus unserem Startkapital den dreifachen Umsatz erzielen. Dadurch war der Wettbewerb für uns eine Art erfolgreiche Testphase für unsere Gründung.

Ihr habt in der Anfangsphase eurer Gründung Crowdfunding genutzt. Habt ihr auch andere Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht gezogen?

Im Prinzip war das Crowdfunding für uns ein Praxistest. Natürlich war die Kampagne ein wichtiger Baustein für unsere Finanzierung. Vor allem wollten wir aber herausfinden, wie unsere Kalender als Produkt bei den Leuten ankommen. Das war ein guter Kick-off. Allerdings kamen noch weitere Modelle hinzu, um unseren Finanzierungsbedarf zu decken. Wir haben eine Kombination aus Bankfinanzierung, eigenem Kapital und Geld von Freunden und Familie, die wir am Gewinn beteiligen, aufgestellt. Wir haben realistische Verträge erarbeitet und mit ihnen auch über die Risiken gesprochen. Das hat für alle gut funktioniert. Heute sind viele von ihnen noch immer an unseren Projekten beteiligt.

Wer nachhaltig produzieren will, hat nicht selten Schwierigkeiten, die richtigen Ressourcen und Lieferanten zu finden. Profitiert ihr von einem regionalen Netzwerk?

Wir achten beim Thema Nachhaltigkeit auf sehr viele Dinge. Allerdings sind wir aktuell noch nicht bei einer 100 Prozent nachhaltigen Produktion angekommen. Wir produzieren momentan in Deutschland und angrenzenden europäischen Ländern. Am liebsten würden wir alles in Nürnberg machen, das ist aber leider derzeit noch unrealistisch. In manchen Produktionsschritten brauchen wir Spezialisten, die momentan nur selten in der unmittelbaren Region zu finden sind. Dazu kommen unsere durchweg hohen Standards. Wir wollen konsistente Bio-Qualität bei unserem Saatgut, außerdem produzieren wir nahezu plastikfrei und mit recyceltem Papier. Mittlerweile haben wir eine Reihe von Lieferanten und Produzenten, die unsere hohen Standards erfüllen und mit denen die Zusammenarbeit sehr gut läuft. 

„Die Digitalisierung kommt uns zugute.“

Zu Beginn habt ihr eure Produkte auf Weihnachtsmärkten vertrieben. Mittlerweile ist das Kernstück eurer Arbeit aber ein Online-Shop. Inwiefern würdet ihr von einer stärkeren Digitalisierung der Wirtschaft profitieren?

Lange Zeit waren die Märkte unser Hauptvertriebsweg und eine echte Herzensangelegenheit. Vor Ort mit den Menschen zu sprechen und ihnen unsere Produkte und Ideen persönlich vorzustellen, hat uns Spaß gemacht. Durch Corona konnten wir eine Zeit lang gar nichts mehr verkaufen. Der Webshop wurde dann zu unserer Hauptverkaufsplattform und wird es voraussichtlich auch bleiben. Wir wollen trotzdem wieder auf die Weihnachtsmärkte. Fakt ist aber natürlich auch, dass der Umsatz im Online-Geschäft größer und vor allem unabhängig von Corona-Maßnahmen ist. Insofern kommt uns mehr Digitalisierung natürlich zugute. Wir selbst nutzen auch eine Menge digitaler Tools.

Eine erfolgreiche Gründung verläuft meist in Etappen, manchmal kommt es auch zu Rückschlägen. Gab es Hindernisse auf eurem Weg?

Es gab einige. Schwierig wird es zum Beispiel, wenn man im Team feststellt, dass es in der aktuellen Konstellation nicht mehr weiter geht. Wir hatten im Gründerteam unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Primoza positioniert werden sollte. Da kommt es auch mal zu emotionalen Konflikten. Auch mit solchen Situationen muss man als Gründer umgehen können. Natürlich gab es auch externe Hindernisse, zum Beispiel haben Mitbewerber angefangen, unsere Ideen zu kopieren. Die finanzielle Aufstellung macht da schon einen Unterschied, etwa beim Thema SEO und der Sichtbarkeit der eigenen Produkte. Ich glaube, je leidenschaftlicher das eigene Projekt betrieben wird, desto schneller rafft man sich nach Rückschlägen wieder auf.

Welchen Rat würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Erstmal würde ich jedem jungen Menschen, der den Schritt in die Gründung wagt, meinen Glückwunsch aussprechen. Denn dazu gehört Mut. Wer gründet muss viele Unsicherheiten einkalkulieren. Dazu können zum Beispiel finanzielle Unsicherheiten und auch die langfristige Familienplanung gehören. Und etwas Talent gehört auch dazu. Mein eigentlicher Rat wäre: Gründet, solange ihr jung seid. Für das eigene Unternehmen muss man auf vielen Ebenen einen guten Job machen, aber Fehler gehören ebenso dazu. Und wer früh gründet, der darf auch scheitern. Wir haben verhältnismäßig spät gegründet, ich war schon 29. Da ist der Druck etwas größer als mit Anfang 20. Hinzu kommt, dass man viele Dinge erst während der Gründung selbst lernt. Ausbildung ist zwar wichtig, aber nichts ersetzt die praktische Erfahrung. Und je früher man sich diese holt, desto besser. Also legt los!