Was waren die größten Schwierigkeiten, die ihr auf eurem Gründungsweg überwinden musstet?
In der Gründungsphase war es für uns schwierig, das Vertrauen großer Unternehmen zu gewinnen und sie von unserem Produkt zu überzeugen. Deshalb haben wir uns bewusst an Innovatoren der Branche gewendet, die ein offenes Ohr für neue Technologien haben. Ein weiteres Problem war der richtige Ton. Wir kommunizierten anfangs sehr technisch und konnten unsere Kunden nur schwer vom Nutzen des Produktes überzeugen. Heute haben wir unsere Sprache angepasst, um leicht verständlich den Business Nutzen erklären zu können. Und schließlich ist es eine große Herausforderung, dass wir uns in einem sehr dynamischen Umfeld immer wieder auf neue Anforderungen einstellen und unser Produkt weiterentwickeln müssen. Auch sollte man bei allem Erfolgsdruck darauf achten, sich selbst treu zu bleiben. Das bedeutet notfalls auch, dass wir kurzfristige, erfolgsversprechende Chancen ausschlagen, wenn sie nicht zu unserer langfristigen Vision passen.
Seit gut einem Jahr gehört ihr zu den Münchener Unicorns. Wenn du an den Anfang eurer Gründung zurückdenkst – was hat euch da besonders weitergeholfen?
Die TU München spielte für uns eine wesentliche Rolle, hier haben uns im Studium während eines Projekts bei der studentischen Unternehmensberatung Academy Consult München e.V. kennengelernt. Dabei standen wir vor der Herausforderung, eine große Menge an Prozessdaten zu analysieren. Herkömmliche Verfahren zur Datenanalyse stießen jedoch schnell an ihre Grenzen. Deshalb begannen wir selbst eine Software zu schreiben. Das war die Basis von Celonis. Wir wurden dann von der TUM- Gründungsberatung und durch das EXIST-Gründerstipendium unterstützt, dadurch bekamen wir vor Ort einen Mentor und Arbeitsplätze. 2015 gewannen wir den Presidential Entrepreneurship Award der TU München. Auszeichnungen von Deloitte (Fast 50 Award), SAP und Ernst & Young (Entrepreneur of the Year 2016) folgten, vieles ging dann sehr schnell.
Inzwischen seid ihr auch international unterwegs – hängt ihr an eurer Heimat?
München ist mein Lebensmittelpunkt, aber ich bin der Welt zuhause. Die Stadt ist zudem Hauptsitz vieler großer Unternehmen wie zum Beispiel unserer Kunden Siemens und Bayerischer Rundfunk. Nicht zuletzt ist die Stadt ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Technologiebranche und eine der wichtigsten Gründerstädte Deutschlands. Insofern profitieren wir von vielen Förderprogrammen, Events und Netzwerken. Mit über 100.000 Studenten verfügt München zudem über einen großen Pool an potentiellen Mitarbeitern.
Was sind eure nächsten großen Schritte?
Unser Ziel ist es, unsere Vision umzusetzen, dass wir jeden Prozess in einer „Superfluid Experience“ verwandeln. Wir investieren deshalb in den Ausbau unserer Verkaufs- und Serviceinfrastruktur sowie in die Weiterentwicklung unserer Technologie. Als Gründer planen wir, langfristig an Bord zu bleiben, um ein global führendes Software-Unternehmen zu schaffen. Wie sehen unglaublich große Marktpotentiale – diese Nachfrage wollen wir bedienen und unsere Technologie ständig weiterentwickeln. Man kann sagen, wir kratzen erst an der Oberfläche des Möglichen und können aus den Prozessdaten noch viel mehr herausholen.
www.celonis.com (Externer Link)