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Bettina Weiss und ihr Team © SWO

Think global - act local: SWO Formenbau GmbH & Stanztechnik KG

Think global - act local: Das ist die Philosophie von Bettina Weiss, der Geschäftsführerin von SWO Werkzeug- und Formenbau GmbH & Co. Stanztechnik KG in Oberau. Vor zehn Jahren übernahm sie das Familienunternehmen ihrer Eltern und hat es dank ihrer Herangehensweise durch schwierige Zeiten geführt. Hier erzählt sie, wie sie Krisen überwunden und das Unternehmen dahin gebracht hat, wo es heute ist.

Hallo Bettina, erzähl uns bitte, wer ist SWO und was entwickelt das Unternehmen?

Das Familienunternehmen SWO wurde 1971 in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von meinem Vater gegründet. Meine Eltern setzten dabei auf zwei Bereiche, den Werkzeugbau und die Stanzerei. Zum einen stellen wir Werkzeuge für produzierende Unternehmen her, zum anderen produzieren wir selbst komplexe Bauteile aus Metall. Der Synergieeffekt dieser beiden Bereiche ist damals wie heute ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens. Unsere Kunden kommen aus der Automobilbranche sowie Elektro- und Sportartikelindustrie.

Welches Problem löst SWO damit – und was macht das Unternehmen besonders?

Wir sind Spezialisten in der Konstruktion und Herstellung von Werkzeugen und Formen, die unsere Kunden für die Weiterverarbeitung ihrer Produkte benötigen. Wir bauen Werkzeuge, welche effizient arbeiten und dazu sehr langlebig sind. Die Prozesskosten unserer Kunden stehen dabei im Fokus. Unsere Kunden haben oftmals das Problem, dass sie gezwungen werden, günstige Werkzeuge zu kaufen. Diese Werkzeuge sind ein großes Risiko für unsere Kunden, da durch fehlende Qualität nicht kalkulierte Kosten während der Produktion entstehen. Wir bieten eine besondere Betreuung und schnelle Umsetzung bei der in Serienanlauf an, sodass sich die Werkzeugkosten schnellstmöglich amortisieren. Unsere Stanztechnik profitiert vom hauseignen Werkzeugbau und der Konstruktion, denn wir haben die Möglichkeit komplexe Bauteile individuell anzupassen, also zum Beispiel eine Form mit gewünschten Ausstanzungen versehen, die für die Installation oder die weitere Verwendung wichtig sind. Dabei können wir selbst die Prozessfolgekosten und das Risiko gering halten. Wir sind auch bereit unser Know-How mit dem Kunden zu teilen und uns direkt mit seiner Fertigung zu verbinden. Eine ganzheitliche Betrachtung des Bauteils und der dazugehörigen Prozesse spart Zeit und Geld auf beiden Seiten.

„Die Zeit war sehr hart, aber sie hat uns auch als Team zusammengeschweißt und unsere Arbeitsweise verbessert.“

Wo liegen die Synergieeffekte zwischen Werkzeugbau und Stanzerei, was dein Unternehmen so besonders macht?

Da wir über einen eigenen Werkzeugbau verfügen trauen wir uns oftmals für unsere eigene Produktion einen Schritt weiter zu gehen als die Konkurrenz. Wir versuchen aufwendige Fertigungsschritte zu optimieren, in dem wir komplexe Werkzeuge bauen, welche viele Dinge auf einmal können. Wir konzentrieren uns auf schwierige Bauteile bei welchen wir diesen Vorteil ausspielen können. Dann werden wir preislich für unsere Kunden interessant. Wir sind ein kleines Team, welches in beiden Bereichen arbeitet. Diese Erfahrung bietet den größten Mehrwert. Wir sind klein und spezialisiert, somit können wir den Vorstellungen des Kunden genau entsprechen und erhöhen die Wertschöpfung durch die Nutzung der eigenen Prozessentwicklung.

Du hast das Unternehmen von deinem Vater übernommen. Wie kam es dazu?

Ich bin die jüngste von drei Schwestern und war schon immer diejenige, die sich mehr für das Unternehmen interessierte und sehr technikaffin war. Nachdem sich mein Vater aus dem Unternehmen zurückgezogen hatte, leitete meine Mutter das Geschäft und ich griff ihr unter die Arme. Nach einem Krankheitsfall konnte sie es jedoch nicht weiterführen, da war für mich klar, dass ich das Ruder übernehme.

„Wir haben flexible Arbeitszeiten und arbeiten interdisziplinär. Auf diese Weise sind wir agiler, motivierter und effizienter.“

Wie hast du dich für die Unternehmensübernahme vorbereitet?

Es war mehr ein Sprung ins kalte Wasser, denn auch wenn ich das Unternehmen kannte, gab es natürlich noch viel zu lernen. Meine Bindung zum Unternehmen war natürlich ein großer Ansporn. Meine Eltern hatten es seit 1971 geführt, es war ein Teil unserer Geschichte und das Ende sollte es noch nicht sein. Ich war und bin sehr ehrgeizig, daher begann ich mich intensiv mit allen Bereichen zu beschäftigen, um das Unternehmen samt aller Arbeitsprozesse komplett zu verstehen. Das verlangte sehr viel Durchhaltevermögen und Schweiß ab.

Du schreibst, du musstest das Unternehmen 2015 für die Zukunft neu ausrichten. Wie war die Ausgangslage, und was hast du getan, um SWO auf solide Beine zu stellen? Wie hat sich SWO seitdem entwickelt?

Der Druck durch die sehr günstige Konkurrenz war zu der Zeit enorm. Immer mehr Kunden achteten eher auf günstigere Produktionspreise als auf Qualität und Lieferwege. Immer mehr Produzenten tauchten auf, einer günstiger als der andere. Doch auch wenn ihre Herstellungskosten günstiger waren, so wurde dann oft an anderer Stelle gespart. Die Folgen waren zum Beispiel mangelhafte Qualität, erhöhte Lieferzeiten, lange Lieferwege und schlechte Lieferbedingungen, von der Umweltbelastung abgesehen. Viele KMUs und Handwerksbetriebe konnten bei diesen billigen Preisen nicht mithalten. Ich musste mir einen Weg überlegen, wie wir das Unternehmen durch diese Zeiten führen. Dazu habe ich eng mit unseren Zulieferern und Geschäftspartnern gearbeitet und Arbeitsabläufe optimiert. Mit dem Team habe ich an weiteren Möglichkeiten gefeilt, um die Situation bestmöglich zu meistern. Ich wollte so viele Mitarbeiter wie möglich halten. Nun, gemeinsam haben wir es geschafft. Die Zeit war schwierig, aber sie hat uns auch als Team zusammengeschweißt und unsere Arbeitsweise verbessert.

Worauf bist du in deiner Unternehmerinnen-Geschichte besonders stolz?

Das Unternehmen erfolgreich durch die genannten schweren Zeiten gebracht zu haben und auf mein Team. Wir haben uns gemeinsam weiterentwickelt und sind Experten in unserem Bereich.

Was machst du anders als dein Vater?

Mein Vater war noch von der alten Schule und wollte alles selber in die Hand nehmen, während meine Mutter das Büro übernahm. Damals eine typische Konstellation. Die beiden fingen morgens in der Früh an und kamen spät nach Hause. Ich verfolge eine andere Strategie. Wir haben flexible Arbeitszeiten und arbeiten interdisziplinär. Auf diese Weise sind wir agiler, motivierter und effizienter. Dazu ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig. Wir setzen auf möglichst kurze Lieferwege und die effektive Ausschöpfung unserer Ressourcen.

„Auf dem Boden bleiben und nicht hektisch jedem Trend hinterherlaufen. Bleib bei dem, was du kannst und lass dich von Rückschlägen nicht komplett aus der Bahn werfen.“

Gibt es besondere Anlaufstellen/Netzwerke/Förderprogramme etc., die dir als Unternehmerin besonders geholfen oder dich weitergebracht haben?

Ich nehme Sachen lieber gleich selbst in die Hand und suche nicht gerne lange im Internet. Während unserer Krise fand ich nicht viel Unterstützung, daher mache ich es wahrscheinlich immer noch lieber so. Vor unserem Interview habe ich mir jedoch die Gründerland Bayern Plattform angesehen und war überrascht, wie viele Angebote und Hilfe es gerade beim Thema Unternehmensübernahme gibt. Das hätte mir damals sehr geholfen.

Was rätst du anderen Gründern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden?

Auf dem Boden bleiben und nicht hektisch jedem Trend hinterherlaufen. Bleib bei dem, was du kannst und lass dich von Rückschlägen nicht komplett aus der Bahn werfen. Ich habe mich oft sehr unter Druck gesetzt und jedes Problem als Weltuntergang angesehen, doch das ist es nicht. Achte auf dich und dein Team und plane so, dass die Aufgaben auch machbar sind. Mit zu viel Stress leistet man keine gute Arbeit.

Bild: Bettina Weiss, Geschäftsführerin SWO
Bettina Weiss, Geschäftsführerin SWO © SWO
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