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Daniel Kraus, CIO und Co-Founder FlixMobility GmbH © Patrick Peters

Von Bayern in die Welt: FlixBus

2011 gegründet, 2013 der erste Bus auf der Straße – und 2019 eine Finanzierungsrunde, die für Aufsehen gesorgt hat. Mit einer Bewertung von 2 Milliarden Euro gehört FlixBus inzwischen zu den prominentesten Unternehmen der deutschen Startup-Welt. Ihr Weg brachte die Gründer Daniel Krauss, André Schwämmlein und Jochen Engert dabei nicht nur zum Unicornstatus, sondern jüngst auch zu einem neuen Standort in Nürnberg. Hier soll das Flix-Universum zu einer Mobilitätsplattform ausgebaut werden, die neben Bus und Bahn auch Mitfahrgelegenheiten anbietet. Dieser zweite Standort in Bayern führt die Gründer an ihre Wurzeln zurück: Als sie sich 2012 beim Businessplan Wettbewerb Nordbayern noch unter dem Namen GoBus mit ihrem Konzept beworben hatten, war noch gar nicht sicher, ob ihr Geschäftsmodell auf Grund der gesetzlichen Rahmenbedingungen bestand haben könnte. Das Team wettete damals auf die Liberalisierung im Busmarkt, die im Koalitionsvertrag der damaligen Bundesregierung angekündigt worden war. Gleich die erste Finanzierungsrunde im Frühjahr 2012 war eine Herausforderung: denn das Gesetz dafür gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Wir haben uns mit Daniel Krauss, CIO bei FlixMobility, darüber unterhalten, wie das rasante Wachstum ihn in seiner Entwicklung als Gründer beeinflusst und was es mit dem neuen Flixbus-Standort in Nürnberg auf sich hat.

FlixBus zählt zu den erfolgreichsten deutschen Gründungen und wird inzwischen mit zwei Milliarden Euro bewertet. In eurer letzten Runde habt ihr rund 500 Millionen Euro eingesammelt. Wie gehst du als Gründer mit so hohen Zahlen um?

Eine Bewertung hat natürlich eine gewisse Relevanz gerade in der Außendarstellung: In Deutschland ist es noch etwas Besonderes, ein so großes oder wertvolles Unternehmen gebaut zu haben. Aber egal wie hoch eine Bewertung ist – es handelt sich hier faktisch um eine imaginäre Zahl. Sie hat viel mit Fantasie dafür zu tun, wohin ein Unternehmen noch wachsen kann. Jochen, André und ich wollten immer ein Unternehmen bauen, das uns im besten Falle überlebt, das einen Impact hat, das etwas Echtes zum Anfassen ist. Jetzt sind wir im wahrsten Sinne des Wortes ein Unternehmen, das bewegt. Das ist weitestgehend unabhängig von irgendwelchen Zahlen.

Dann ist da die Frage, wie du Gründer definierst. Ich spreche lieber von Unternehmern und Unternehmertum, das für unser Land extrem wichtig ist und es stark geprägt hat. Zu einem guten Unternehmertum gehört nicht nur, dass du deine Zahlen im Blick hast. Viel wichtiger ist doch, die Kosten nicht aus den Augen zu verlieren, zu schauen, dass du ein gesundes Wachstum hast, dass du dich zügig in Richtung Profitabilität bewegst. Dann mag das irgendwann in Richtung einer hohen Unternehmensbewertung resultieren, aber allein daraufhin und auf einen Unicornstatus hinzuarbeiten, halte ich für kurzsichtig.

Warum?

Mittlerweile ist es ja hip geworden zu gründen. Es mag manche geben, die so an das schnelle große Geld kommen wollen. Meine Meinung ist: es gibt nicht nur Höhen und Finanzierungsrunden, sondern es gibt auch eine Menge Tiefen. Rückblickend weiß ich nicht, ob ich die letzten zehn Jahre durchgehalten hätte, wenn das Finanzielle mein wichtigster Antrieb gewesen wäre. Wenn ich dieses Unternehmen hätte bauen können, ohne eine einzige Finanzierungsrunde – ich hätt’s getan.

Nach der letzten Runde, die ja offensichtlich etwas größer war, ist Folgendes passiert: es rufen dich viele Menschen an und gratulieren. Aber vielen ist nicht klar, dass du deinen Einsatz in den nächsten Jahren für deine neuen internationalen Investoren vervielfältigen musst. Dafür brauchst du einen sehr kreativen Plan und eine sehr leistungsfähige Mannschaft. Eigenkapitalfinanzierung ist kein Selbstzweck – wir brauchen das Geld, um das Unternehmen weiter aufzubauen. Es ist doch so: wenn Bootstrapping dein Wachstum hindert und du zum Schluss zwar 100 % hältst, aber nur von einem kleinen Kuchen – dann bist du schnell weg vom Markt, wenn ein anderer mit einer ähnlichen Idee kommt. Hier ist es völlig legitim, Wagniskapital aufzunehmen und Investoren zu suchen, die zu deinem Startup passen.