Regiothek Gründerteam

Das Team der Regiothek (v.l.): Bastian Kühnel, Anton Kohlbauer, Stefanie Hettmann, Alexander Treml, Simon Nestmeier ©Regiothek

Regiothek: Eine digitale Plattform für die regionale Lebensmittelwirtschaft

Mit der „Regiothek” hat das Passauer Start-up eine Brücke zwischen regionalen Lebensmittelerzeugern und Verbrauchern geschaffen. Auf der Online-Plattform können Kunden nach Anbietern von regionalen Produkten suchen und sich vom Erzeuger bis zum Verkäufer über die Lieferketten informieren. Damit unterstützt die Regiothek die Transparenz in der Lebensmittelwirtschaft und verhilft kleinen Betrieben aus der Region zu mehr Sichtbarkeit.

Mit Alexander Treml, einem der Gründer der Regiothek, haben wir über die Motivation zur Gründung, wichtigen Unterstützungsangeboten in der Startphase und ihren Zukunftsplänen gesprochen.

Alexander, kannst du einmal erklären, was sich konkret hinter der Regiothek verbirgt?

Die Regiothek ist eine Online-Plattform, die kleinen bis mittelständischen Unternehmen der unabhängigen Lebensmittelwirtschaft eine Präsenz in der digitalen Welt bietet und sie miteinander vernetzt. Regionale Betriebe können sich mitsamt ihrem Angebot dort präsentieren und zeigen, welche Produkte sie anbieten, welche Zutaten sie verwenden und wer diese liefert. So entsteht ein transparentes Netzwerk entlang der Lieferkette, was wiederum für Verbraucher sehr interessant ist. Mit Hilfe der Regiothek können diese sich informieren, bei welchem Restaurant in der Region sie essen gehen und welchen Wochenmarkt sie besuchen können und gleichzeitig nachvollziehen, wo die Anbieter ihre Produkte beziehen. Unsere Plattform bringt damit Anbieter und Nachfrager der Region zusammen.

Ihr seid 2018 als Uni-Projekt gestartet. Was hat dich damals zur Gründung motiviert?

Die Idee kam während meines Nebenjobs als Informatikstudent. Ich habe bei einer Bio-Bäckerei auf einem Wochenmarkt als Verkäufer gearbeitet und hatte mich bis dahin noch nicht wirklich mit den Themen Ökolandbau oder regionalen Wirtschaftsketten beschäftigt. Mir ist aufgefallen: Kunden interessieren sich sehr dafür, wie Produkte hergestellt werden, welche Zutaten verwendet werden und wo sie herkommen. Und: Betriebe haben Schwierigkeiten, sich selber gut zu vermarkten. Viele wissen, dass insbesondere Online-Marketing wichtig ist, ihnen fehlt dafür aber oft die Zeit oder die Kompetenz beziehungsweise das Budget dafür jemanden einzustellen, der sich darum kümmert. So ist die Idee einer Online-Plattform entstanden, die beides miteinander verbindet: Transparenz schaffen und Anbieter mit Verbrauchern vernetzen. Ich hatte großes Glück mit meinem Gründungsteam so schnell tolle Leute zu finden, die Zeit hatten und genauso von der Idee begeistert waren und dann ging es auch schon los.

"Ich hatte großes Glück mit meinem Gründungsteam so schnell tolle Leute zu finden, die Zeit hatten und genauso von der Idee begeistert waren und dann ging es auch schon los."

Wie finanziert ihr euch, und wie läuft es bei euch geschäftlich?

Technisch basiert die Regiothek auf einer digitalen Plattform, die wir selbst entwickelt haben. Dort loggen sich die teilnehmenden Betriebe ein und pflegen ihr Profil. Unser Herzstück ist eine interaktive Landkarte, die die Geschäftsbeziehungen der verschiedenen Anbieter visualisiert und die Kunden bei der Navigation unterstützt. Wir arbeiten hier mit einem Abo-Modell, das heißt, die teilnehmenden Betriebe zahlen eine monatliche Gebühr und können sich dann mitsamt ihrem Angebot und ihren Lieferanten auf der Regiothek präsentieren. Die Höhe der Gebühr hängt dann von der jeweiligen Betriebsgröße ab. Im letzten Jahr ist unsere geschäftliche Entwicklung sehr positiv verlaufen. Wir haben bis Ende des Jahres 90 Kooperationsbetriebe in der Regiothek aufgenommen, das ist für uns in so kurzer Zeit ein beträchtlicher Erfolg – und die Tendenz ist steigend. Darüber hinaus war auch 2018 schon ein erfolgreiches Jahr für uns. Obwohl wir noch nicht ausgegründet waren, haben wir es beim Bayerischen Gründerpreis in die Top 3 in der Kategorie „Konzept” geschafft und den europaweit ausgeschriebenen „Innovation in Politics” Award in der Kategorie „Ökologie” gewonnen. Das war unglaublich motivierend und hat für Aufwind gesorgt.

Was sind eure nächsten Meilensteine?

Die Regiothek ist für viele niederbayerische Betriebe der Ersatz zur eigenen Homepage geworden, andere wiederum nutzen sie als Ergänzung zusätzlich zu ihrem eigenen Online-Auftritt. Unser nächstes Ziel ist es, die Regiothek in ganz Bayern bekannt zu machen. Dazu erweitern wir aktuell unsere Partnernetzwerke in der Oberpfalz und in Schwaben und hoffen, dass wir im Lauf der nächsten Monate ähnlichen Zuwachs erhalten wie schon in Niederbayern. In weiterer Zukunft sehen wir Zielmärkte in Süddeutschland aber auch in Österreich, Nord-Italien und in Frankreich. Unser Traum wäre es die Regiothek dann im europäischen Raum zu etablieren und auch dort den regionalen Betrieben zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und für mehr Transparenz in der Lebensmittelwirtschaft zu sorgen.

"Bevor wir uns durch die Abonnements finanzieren konnten, haben wir Anschubfinanzierungen durch EXIST, Flügge und Start?Zuschuss! erhalten. Ohne sie wäre die Regiothek so nicht möglich gewesen."

Welche Unterstützerangebote und Netzwerke haben euch beim Start besonders geholfen?

Bevor wir uns durch die Abonnements finanzieren konnten, haben wir Anschubfinanzierungen durch EXIST, Flügge und Start?Zuschuss! erhalten. Ohne sie wäre die Regiothek so nicht möglich gewesen. Insbesondere Start?Zuschuss! hat uns dabei geholfen das Geschäftsmodell ins Rollen zu bringen. Wenn man ein gutes Produkt hat, dann gibt es nichts Wichtigeres als ein gutes Netzwerk, denn ohne direktes Empfehlungs-Marketing und Zugang zu den wichtigen Playern in der Branche gäbe es auch keine ersten Kunden. In der frühen Phase haben uns da besonders das Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern und die Initiative Heimatunternehmen geholfen. Durch unsere Anbindung an die Universität Passau bekamen wir sehr viel fachliche Unterstützung. Das war und ist weiterhin für Schritte in der Produktentwicklung sehr hilfreich, z.B., wenn wir neue Funktionalitäten testen wollen.

Welche Kompetenzen sind aus deiner Sicht für den Start in die Selbstständigkeit wichtig?

Unser Gründungsteam besteht aus vier Leuten mit unterschiedlichem Hintergrund. Fachlich sollte man sich gegenseitig ergänzen. Alles, was in der Branche wichtig ist, sollte man im Kernteam abdecken können, also definitiv über ein Grundwissen von betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen verfügen. Unser Gründerteam ist insbesondere im IT-Bereich stark und breit aufgestellt. Abgesehen davon sollte man in der Lage sein sich notwendiges Fachwissen, wie in unserem Fall im Bereich Lebensmittelhandel und ökologischer Landbau, selber anzueignen. Eine gewisse Portion Neugier, Lernbereitschaft und vor allem Durchhaltevermögen sind als Grundvoraussetzung wichtig. Ein gutes Team zeichnet aus, dass es flexibel mit Problemen umgeht und lösungsorientiert aus Krisen herauskommt. Das entscheidet oftmals darüber, ob ein Projekt langfristig Bestand hat und sich am Markt behaupten kann.

https://www.regiothek.de (Externer Link)